Die textile Hülle als Definition vom „Anders sein“. Wie wir uns kleiden zeigt viel unserer Persönlichkeit. Und die ist halt sehr unterschiedlich. Und dennoch sind wir uns vom Prinzip einig.
Das sagt Constanze
Ich habe es aufgegeben, für meine Tochter Kleidung zu kaufen. Irgendwann musste ich mir einfach eingestehen: „Wir haben nicht den gleichen Geschmack!“ Wenn ich ehrlich bin, war das schon so, als Clara noch in den Kindergarten ging. Soooo schöne Kleider, Pullover und Hosen hatte sie im Schrank, saisonal unterschiedlich natürlich. Aber: Sie hatte GANZ bestimmte Vorstellungen zu ihrem Look.Früh übt sich
So trug sie gerne im Winter Kleidchen, im Sommer dafür lange Hosen. Häää? Ja genau! Und da ja die Stimme der Vernunft der Mutter zu dem Kind durchdrang, dass es doch zu kalt sei für ein Kleidchen, wurde halt der Lagen-Look eingeführt und einfach 2 Kleider übereinander gezogen, plus Strumpfhose und KURZER Radlerhose – gerne auch farblich alles unterschiedlich. Okay?! Clara war schon damals sehr willensstark und ich hatte einfach keine Lust, das auszudiskutieren oder gar Kleidervorschriften zu machen (außer natürlich, dass es warm genug sein musste). Prinzipiell finde ich es sogar schön, wenn Kinder früh anfangen, selbst zu bestimmen, was sie tragen möchten, auch wenn das dann eine Zeit lang ein „Pippi-Langstrumpf“-Look wird. Aber so entwickeln sich doch Persönlichkeiten, die selbst herausfinden, was sie mögen und mit stolz tragen, egal, was andere sagen. Gut – heute sagt Clara: Wäre sie die Mutter gewesen, sie hätte ihrem Kind verboten, so herumzurennen. Tja – aber heute macht sie klamottentechnisch ja auch, was sie will …Experimentieren gehört dazu
Auch heute ist noch der Lagen-Look angesagt – da wird dann gerne ein Hemdchen ÜBER dem Langarm-Shirt getragen. Aber vor allem: zum kurzen Rock die zerrissene Strumpfhose und – ganz wichtig – klobige Boots. Ich freue mich schon darauf, wie Clara das dann wiederum in 10 Jahren sieht. Aber das gehört halt dazu. Meine Freunde werden sich daran erinnern, wie mein 17-jähriges ICH herumgelaufen ist. *haha* (ich zeige hier KEINE Fotos). Ich hatte auch einen starken Drang zum Anders-Sein – mein Kontrastprogramm zum erzbischöflichen Gymnasium. Erschwerend hinzu kam damals aber auch die aktuelle Mode mit Schulterpolster und Co. Herrje – so gut die Musik der damaligen Zeit war, so grottig waren die Mode-Trends. Aber auch die kommen teilweise zurück. Oh ha. Wie gut, dass man heute ALLES tragen kann – weite Hosen, enge Hosen, Pulli, Rock, Biker-Boots oder Pumps. Jeder so, wie er mag. Das gilt dann eben auch für meine Tochter. Ich kann damit gut leben!Das sagt Clara
Ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf wenn es um Klamotten ging. Ich habe mir auch nie etwas sagen lassen, im Kindergarten bestand ich darauf im Winter Röcke zu tragen also wurde kurzerhand einfach eine Jeans darunter getragen damit es nicht zu kalt ist. Mir war immer egal ob anderen mein Outfit gefällt, ich mach einfach mein Ding!
Eigene Entwicklung stärken
Deswegen bin ich sehr froh, dass meine Mutter mir nie vorgeschrieben hat, was ich zu tragen habe. Natürlich musste ich mich, wenn es kalt war, wärmer anziehen oder vor ein/zwei Jahren hat sie ihre Gedanken geäußert, wenn ich ihr zu freizügig angezogen war. Aber ich bin froh, dass ich mich als Kind immer so anziehen durfte wie ich es mochte. Ich hätte es schrecklich gefunden, wie eine Puppe behandelt zu werden, die keine eigene Meinung über ihr Aussehen haben darf. Schließlich gehört Kleidung meiner Meinung nach zum Wohlfühlfaktor, fühle ich mich nicht selbstbewusst und wohl in meiner Haut, geht es mir auch nicht gut. Jeder sollte die Chance haben, sich selbst zu entwickeln und seinen persönlichen Style zu finden.
Unterschiede und Freiheiten
Lustigerweise haben meine Mutter und ich einen recht verschiedenen Geschmack, immer wenn ich ihr bei ihrer Garderobe helfen soll und sie mich zur Wahl zwischen zum Beispiel zwei Shirts stellt, nimmt sie immer das, was ich nicht genommen hätte. Umgekehrt ist es genauso. Aber ich glaube, so ergänzen wir uns gut.
Ich bin also sehr froh, dass ich mittlerweile eigentlich keine Diskussionen mehr mit meiner Mama über Klamotten habe und meinen eigenen Style ausleben kann. Der besteht meist aus Jogginghose unter der Woche und schick angezogen am Wochenende.
Catharina sagt:
Mode soll Spass machen und die Persönlichkeit unterstreichen! Auch ich habe mir selbst im Job oft Freiheiten gegönnt und fahre heute noch (wenn es wieder geht) mindestens einmal im Jahr nach Berlin, um mich vom ausgefallenen und befreiten Streetstyle dort inspirieren zu lassen!
Der einzige Punkt, an dem ich mich gerne einmische, ist das Thema Nachhaltigkeit! Das wird zwar auch zunehmend jungen Leuten wichtig, aber die Überpräsenz von Billig-Einkaufsketten, die jeden Monat eine neue Kollektion raushauen, schürt Begehrlichkeit in der Gruppe der Gleichaltrigen und trübt die Wahrnehmung. Da sind wir ‚Oldies‘ dann doch mit der Zeit etwas bewusster geworden. Liegt vielleicht auch an der Verfügbarkeit finanzieller Mittel – aber Nachhaltiges muss ja heute nicht mehr teuer sein bei dem grossartigen Vintage-Angebot im Internet :)))
Constanze von Poser sagt:
Danke für deinen wertvollen Input, Catharina – damit hast du völlig Recht. Clara mag es auch sehr gerne, individuelle Klamotten in Second-Hand-Läden aufzuspüren. 😉
Thomas Hüser sagt:
Clara sollte ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Als Ihr Vater weiß ich, dass Sie einen sehr individuellen Geschmack hat:) Der mir oft (nicht immer…) auch gefällt. Und das ist gut so! Mode ist ein guter Weg, Individualität und Identität auszudrücken. Der Geschmacksunterschied ist garnicht so groß. Ich kenne ja das eine oder andere Jugendfoto von Constanze…
Catharina sagt:
Heute kam bei mir just noch ein weitere Aspekt hinzu, den ich gerne zur Diskussion stelle: meine 14jährige Tochter hat sich ein Top ausgesucht, das wie ein Dessous-Boustier aussieht – auch noch in schwarz… Ich finde es ‚way too sexy‘ und möchte nicht, dass sie es kauft – geschweige denn trägt! Sie besteht aber darauf – obwohl ich sie davor warne wie manche darauf reagieren könnten!!!
Clara von Poser sagt:
Ich verstehe deine Bedenken, Dessous-Tops sind gerade stark im Trend. Aber ich finde es auch mit 14 etwas früh so freizügig unterwegs zu sein. Allerdings gibt es ja Möglichkeiten zum Kompromissen, es gibt auch Tops die weniger Richtung Dessous sondern mehr in Richtung Tops gehen. Außerdem kann man es ja auch mit einem Hemd kombinieren, oder was auch Trend ist gerade im Winter, es über ein Weißes Langarmshirt anzuziehen.