Abi … was dann?

Mutter-Tochter-Perspektiven - Abi, was dann?

Vom Suchen und Finden nach dem weiteren Lebensweg

Alles ist nur auf eines ausgerichtet am Ende der Gymnasialzeit: (Ein gutes) Abitur zu machen. Viel weiter kommen häufig junge Menschen gedanklich erst einmal gar nicht. Einige wissen nach 12 Jahren Schule noch nicht so genau, wo es hingehen soll. Es ist eine Umbruchzeit – sowohl für die Kinder selbst als auch für die Eltern. So sehen wir das.

   

Das sagt Constanze

Nach dem Abitur sofort durchstarten mit Ausbildung oder Universität … ja, das ist in Ordnung, wenn man genau weiß, wo man hinwill. Ich selbst hatte noch 13 Schuljahre und wusste danach dennoch nicht, was ich wirklich wollte. Ich fühlte mich unzureichend vorbereitet auf das weitere Leben und wollte doch eigentlich hinaus in die weite Welt. Daher kann ich soooo gut nachvollziehen, dass Clara erst einmal etwas sehen will und noch nicht klar sieht für die langfristige Zukunft.

Zeit für Erfahrungen

Ich selbst bin nach dem Abitur noch einmal für ein Jahr ins Ausland – nach Frankreich – gegangen. Meine Eltern haben mich dabei unterstützt. Wichtig war eben nur, dass ich nicht „abhänge“, sondern etwas mache, das mich weiterbringt. Und Französisch lernen und als Sprachassistentin an einem Collège arbeiten, klang erst einmal nicht schlecht. Für Clara war nach ihrem Auslandsaufenthalt in den USA klar, dass sie nach der Schule erst noch ein bisschen von der Welt sehen will, bevor sie zur Uni geht. Ich finde das, ganz ehrlich, berechtigt und vernünftig. Nie wieder hat man so eine günstige Gelegenheit dafür, wie direkt nach der Schule. Die eigenen Ansprüche an Unterkunft und Essen sind gering, man ist flexibel, lernt offen für Kulturen und Menschen zu sein. Kurz gesagt: Man bildet die eigenen Sozialkompetenzen hervorragend aus und lernt, auf sich alleine gestellt zu sein, auch wenn mal nicht alles klappt.

Eigeninitiative

Natürlich muss klar sein, dass sie selbst etwas dafür tut. Clara organisiert alles alleine für ihre Zeit im Ausland. Sie hat sich für viele kleine Stationen entschieden, um unterschiedliche Eindrücke zu bekommen. Ich finde es großartig, dass es heute Online-Plattformen gibt für „Work & Travel“. Alles ist recherchierbar, so viele Möglichkeiten hatten wir damals nicht. Ihr Vater und ich unterstützen sie gerne bei ihren Plänen. Denn wir wissen, dass sie noch Zeit braucht, um für sich die Entscheidung für die Berufsausbildung zu treffen. Und dann doch besser so, als irgendetwas anzufangen und nach einem halben Jahr das Studium oder die Ausbildung hinzuwerfen. Dennoch weiß sie, dass die „Schonfrist“ nächstes Jahr abläuft. Sie ist also gut beraten, vielleicht auch Zeit darauf zu verwenden, sich mit anderen auszutauschen oder einmal in ein Berufsfeld näher hinein zu schnuppern.

Wenn Kinder gehen

In jedem Fall zieht es sie hinaus in die Welt – und das ist natürlich gut so. Dennoch merke ich, dass es mir schwerfällt, daran zu denken, dass ein wichtiger Lebensabschnitt zu Ende geht. Meine Große wird „ausziehen“. Da bin ich ganz froh, dass es im kommenden Jahr erst einmal häppchenweise passiert. Auch ich muss mich „entwöhnen“ von diesem engen Kontakt, den wir beide haben.
Ach Clärchen – du wirst mir so fehlen, wenn du weg bist … aber zum Glück weißt du ja, wo du mich finden kannst. Wann immer du mich brauchst!

Das sagt Clara

Mir war immer klar, ich würde ganz viel reisen nach dem Abitur, wohin genau war noch nicht klar. Mittlerweile habe ich sehr viel geplant, von arbeiten in Hostels im Herbst bis Bali und Europareise in 2023.

Die Welt sehen

Ich will ganz viel sehen und erleben außerhalb meines gewohnten Umfelds, andererseits heißt das aber auch, lange und weit weg von meiner Familie zu sein und weit weg von meiner Mami. Dabei ist es für mich nichts Neues, länger weg zu sein, schließlich war ich ein halbes Jahr in den USA. Ich merke jedoch jetzt schon in vielen Situationen, wie sehr ich meine Familie und vor allem meine Eltern noch brauche. Alleine dass sie mich in diesen, nennen wir es mal Selbstfindungsjahr, unterstützen macht es überhaupt erst möglich.

Abschied in Etappen

Dadurch dass ich dieses Jahr zwar viel reise, bin ich trotzdem noch zuhause, in meinem Safe Place, ich kann mir noch gar nicht vorstellen, nächstes Jahr auszuziehen und meine Mami und Geschwister nicht nur eine Tür weiter, sondern in einer anderen Stadt zu haben. Auch wenn ich im Moment viel arbeite und nicht unbedingt viel zuhause bin, weiß ich, dass sie nicht weit weg sind, wenn ich mal eine Umarmung brauche.

Und was kommt dann?

Zudem muss ich mir dieses Jahr natürlich überlegen, was ich denn nun machen will: Studium? Ausbildung? und wenn was? und wo? Das ist alles nicht so leicht, aber auch hier formen sich die Ideen und auch hier hilft mir wieder meine Mami, genauso wie jetzt mit Aushilfsjobs zu finden, wenn ich mal einen Monat da bin. Ich bin so so froh, dass ich bei allem unterstützt und beraten werde. Ich merke nämlich besonders jetzt, dass ich von alltäglichen Dinge wie Steuern und Bankangelegenheiten und vieles mehr keine Ahnung habe. Die Schule hat diese Themen leider wirklich nie behandelt.

Vorfreude auf das, was kommt

Fasst man es also zusammen freue ich mich extrem auf dieses Jahr nach dem Abitur, nach dem Stress und natürlich darauf herauszufinden, wie es mit meinem Leben so in Zukunft weitergeht, alles ist offen und das finde ich mega.
Aber das Allerbeste ist, meine Mami und meine Familie ist da um mich zu unterstützen und dafür bin ich unendlich dankbar!

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